Sind Mehrweg­verpackungen aus Kunststoff die nachhaltigere Lösung?

News | 22.03.2024

Nicht zuletzt wegen der aktuell viel diskutierten EU-Verpackungsordnung (Packaging and Packaging Waste Directive, PPWR) wird Mehrweglösungen für den (Online-)Versandhandel viel Aufmerksamkeit geschenkt. Der Entwurf der neuen Verpackungsverordnung der EU sieht vor, dass ab dem Jahr 2030 40 Prozent aller Transport- und Verkaufsverpackungen – der Onlinehandel mit einbezogen – in einem Mehrwegsystem verschickt werden sollen. Die Quote soll stufenweise bis auf 70 Prozent steigen. Im letzten verabschiedeten Entwurf der Verordnung vom 04.03.2024 bleiben Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton (kurz „PPK“) von den Mehrwegquoten ausgenommen.

Verschiedene Unternehmen bieten Online-Retailern diverse mehrwegfähige Versandlösungen an – wie beispielsweise wiederverwendbare Versandtaschen. Vermehrt werden diese Verpackungen als die „nachhaltigere Alternative“ gegenüber sogenannten Einweglösungen aus zum Beispiel Wellpappe beworben. Als Grund für die nachhaltigere Lösung wird die Wiederverwendung der Verpackungen aufgeführt und eine damit einhergehende Einsparung von „Verpackungsabfall“.

Die Ökobilanz einer Versandverpackung

Die Hersteller solcher Mehrwegsysteme betonen oft diesen vermeintlichen Vorteil. Man kann hierzu jedoch keine pauschale Aussage treffen: Eine Möglichkeit, eine solche Aussage zu überprüfen, besteht darin, die individuelle Ökobilanz/Lebenszyklusanalyse von Verpackungen zu betrachten und zu vergleichen. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, zum Beispiel die Recyclingquote des Verpackungsmaterials. Wenn Verpackungsabfälle anfallen, ist das Recycling zu neuen Produkten stets als die beste Entsorgungsoption zu werten. Für Verpackungsmaterial aus Kunststoff beträgt die Quote für werkstoffliches Recycling 35 Prozent[1]. Bei Wellpappe liegt die Quote bei 95 Prozent[2].

Rohstoff statt Abfall

Verpackungsmaterial wie Wellpappe stellt in diesem Zusammenhang keinen „Abfall“ im Sinne eines "unbrauchbaren Überrests[3]" dar. Durch die korrekte Entsorgung wird Wellpappe dem Wertstoffkreislauf zugeführt und stellt dadurch einen bedeutenden Rohstoff für die Herstellung neuer Verpackungen dar. Wellpappe kann den Wertstoffkreislauf bis zu 25-mal durchlaufen und recycelt werden. Dieser Prozess reduziert den Bedarf an frischen Rohstoffen und senkt die Umweltauswirkungen. Der Recyclingwert für Kunststoff liegt im Vergleich bei ca. zehn Recycling-Zyklen, wobei selten der Ursprungsnutzen erreicht werden kann.

Wiederverwendbarkeit von Versandverpackungen

Mehrwegverpackungen aus recyceltem Kunststoff bieten den Vorteil einer hohen Wiedereinsatzquote, wobei einige Hersteller mögliche Umlaufzahlen von bis zu 50-mal angeben. Abhängig vom eingesetzten Material benötigt eine Verpackung aus Kunststoff (zum Beispiel Versandtasche aus recyceltem Kunststoff oder PP-Box) eine gewisse Vielzahl an Umläufen, um im Hinblick auf den Ausstoß von Treibhausgasemissionen (in CO2-Equivalenten) den Break-even-Point zu erreichen[4].

Voraussetzung für hohe Umlaufzahlen ist zunächst, dass die Mehrwegverpackungen durch die Verbraucher wieder in den Umlauf gebracht werden. Hier muss bedacht werden, dass Quoten bei 3:1 und höher liegen, denn zum Beispiel decken erst drei Mehrwegverpackungen einen einzigen Sendungsdurchlauf ab: Eine Verpackung wird im Onlineshop für den Versand vorbereitet, eine Verpackung befindet sich in der Aufbereitung und eine Verpackung liegt beim Empfänger oder ist auf dem Rückweg.

Wellpappe ist Mehrweg(-fähig)

Dass Versandverpackungen aus Wellpappe mehrwegfähig sind, zeigt sich spätestens dann, wenn sie als Retoure wieder zurück an den Absender versendet werden. Retouren sind jedoch aus Händlersicht Gewinnvernichter – wie verhält es sich, wenn dafür teurere Mehrwegverpackungen eingesetzt werden, die wieder aufbereitet werden müssen?

Schon sehr lange gibt es Lösungen aus dem Verpackungsmaterial Wellpappe, wie beispielsweise von wir.kiste.kreis: Codes auf den Verpackungen machen es möglich, dass Verpackungen rückführbar werden und eine Mehrfachversendung ohne materiellen Mehraufwand möglich ist. Die Rücklaufquote von Versandverpackungen aus Wellpappe, die mehrfach verwendet werden, liegt bei 1:1, ohne dass Überbestände erzeugt werden müssen.

In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass gut in Recyclingsystemen etablierte Rohstoffe und neu in Verkehr zu bringende Mehrwegsysteme hinsichtlich ihrer Funktionserfüllung und Umweltwirkung durch eine sachgerechte Ökobilanz zu bewerten sind. Aus unserer Sicht sind Mehrwegverpackungen aus Kunststoffen daher nicht automatisch die nachhaltigste Lösung.


[1] Vgl.: Umweltbundesamt: www.umweltbundesamt.de/bild/entwicklung-der-verwertung-der-kunststoffabfaelle

[2] Vgl.: Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM): Recycling von Wellpappe, Mainz, Juli 2023​

[3] Vgl.: Definition aus Duden www.duden.de/rechtschreibung/Abfall

[4] Vgl.: Einweg- vs. Mehrwegverpackungen im Onlinehandel  Eine vergleichende Betrachtung von CO2-Emissionen und Identifizierung von Break-even-Points, Till Zimmermann, Rebecca Bliklen, 2020

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